Der Kleine oder Rote Panda - trotz seiner hübschen, anmutigen Erscheinung nicht annähernd so populär wie der Große Panda - wird vielfach auch als Katzenbär bezeichnet. Die recht scheuen Tiere bewohnen die Bergwälder und Bambusdschungel von Nepal bis Burma und von Südchina bis zum östlichen Zentralchina. Man findet sie am südlichen Rand des Himalayas mit einem gewissen Schwerpunkt in den chinesischen Provinzen Yünan und Szetschuan. Sie leben in Höhenbereichen zwischen 1.800 und 4.500 Metern, vorzugsweise an mit Riesenrhododendron, Eichen und Bambusdickichten bewachsenen Steilhängen. Im Verbreitungsgebiet des Pandas unterscheidet man zwei Unterarten, den Westlichen Katzenbär (Ailurus fulgens fulgens) und den etwas größeren Styans Katzenbär (Ailurus fulgens styani). Panda wird im übrigen vom nepalesischen Wort "Nigalya ponya" abgeleitet und bedeutet "Bambusesser". Die alte chinesische Bezeichnung „Feuerfuchs“ weist auf die Fellfärbung hin.

Foto: Fritz Pölking
Der Kleine Panda gilt als Abkömmling altweltlicher Kleinbären, deren typisches Brechscherengebiß nur noch andeutungsweise vorhanden ist. Entgegen früheren Vorstellungen zoologischer Systematiker, wonach Großer und Kleiner Panda nahe verwandt seien, wird heute angenommen, dass der schwarz-weiße „Bambusbär“ ein früher Abkömmling der heutigen Bären mit einer gewissen Nähe zu Braunbär und Kragenbär ist und intimere verwandtschaftliche Beziehungen zum Katzenbär nicht bestehen. Der Kleine Panda wurde übrigens 48 Jahre vor seinem berühmten Namensvetter entdeckt, nämlich Anno 1821.
Der niedliche, etwa fuchsgroße Katzenbär - in der Gestalt waschbärenartig, jedoch schlanker - ist eines der hübschesten Säugetiere überhaupt und kann 14 Jahre alt werden. Das Männchen erreicht eine Körperlänge von bis zu 64 cm und ein Gewicht von rund 6 kg. Leichtere Exemplare und weibliche Tiere wiegen etwa 4 bis 4,5 kg. Die Schulterhöhe beträgt ca. 28 cm. Das lange, buschige Fell ist oberseitig kupferrot, unterseitig schwärzlich dunkel gefärbt. Der mit 50 bis 60 cm Länge nahezu körperlange Schwanz ist rötlichgelb und verwaschen quergeringelt. Das Gesicht, das durchaus eine individuelle Zeichnung aufweisen kann, zeigt weiße Abzeichen ähnlich denen des Waschbären. Der nackte Nasenspiegel ist pechschwarz, die Augen sind sehr dunkel. Die bunte Färbung der Roten Pandas ist alles andere als eine bloße Laune der Schöpfung, sondern vielmehr eine vorzügliche Tarnung, da die Bäume, in denen sich die sympathischen Säuger bevorzugt aufhalten, mit Moosmatten und Flechten bewachsen sind und die Konturen der Bären vor einem derartigen Hintergrund fast zu verschwimmen scheinen. Die kurzen, bärenartigen Beine enden in Tatzen mit behaarten Fußsohlen. Die Zehen sind mit gebogenen, scharfen Krallen versehen.

Foto: Fritz Pölking
Die Paarung findet meist im Januar oder Februar, in jedem Fall aber im ersten Jahresviertel statt. Nach einer Tragzeit von 112 bis 158 Tagen bringt das Weibchen im Juni oder Juli 1 bis 4 Junge zur Welt, die behaart und blind sind. Im Zuge der recht langsam verlaufenden Jugendentwicklung öffnen die Jungen erst im Alter von 18 Tagen, manche auch deutlich später, die Augen und zeigen - zunächst grau - nach 6 Wochen ansatzweise die Elternfärbung. Voll ausgefärbt sind sie freilich erst nach ca. 70 Tagen. 14 Tage darauf verlassen sie erstmalig das sichere Nest und werden nach einem weiteren knappen halben Jahr von der Mutter vertrieben. Erst im Herbst, also nach annähernd fünf Monaten, versuchen sie sich an fester Kost. Während der Aufzuchtsperiode muss die Mutter etwa das Dreifache ihrer normalen Nahrungsration zu sich nehmen, um ihren Jungen genügend Milch bieten zu können. Mit frühestens 18 Monaten werden die Tiere geschlechtsreif.
Natürliche Feinde der Kleinen Pandas sind Schneeleoparden und Marder, aber auch Schäden der Pflanzenwelt können ihnen erheblich zu schaffen machen. Die Tiere ernähren sich überwiegend von Bambus, neben zarten Bambusschösslingen verspeisen sie aber auch gerne Gräser, Wurzeln, Früchte und Beeren. Dazu erbeuten und vertilgen sie - wenn auch nur in geringem Maß - Insekten, Eier, Jungvögel und Kleinnager. In ihrer Nahrungsauswahl sind die Katzenbären nicht so extrem spezialisiert wie ihre vom Aussterben bedrohten größeren „Vettern“, die ausschließlich auf Bambustriebe fixiert sind. Zum Trinken haben sich die Kleinen Pandas eine besondere Technik einfallen lassen: sie handhaben dies mit Vorliebe über das Eintauchen der Pfote ins Wasser und deren anschließendes Ablecken.

Foto: Dr. Stephan Roscher
Als Dämmerungs- und Nachttiere sind sie tagsüber eher behäbig und steigern ihren Aktivitätspegel meist erst in den späten Nachmittags- bzw. frühen Abendstunden. Sie sind sehr hitzeempfindlich und können sich mit Temperaturen über 25 ºC gar nicht anfreunden. Schon deshalb verschlafen sie gern die heißen Mittagsstunden in schattigen Baumkronen oder Baumhöhlen. Auf Astgabeln liegen sie nicht selten lang ausgestreckt, während sie in Höhlen meist seitlich eingerollt zu finden sind. Ihre Aktivitätsphase beginnen die Katzenbären mit einem tatsächlich sehr an Katzen erinnernden Körperpflegeritual, indem sie ihr Fell sehr akribisch mit den immer wieder abgeleckten Vorderpfoten „waschen". Sie leben orts- bzw. reviertreu, häufig als Einzelgänger, seltener paarweise oder in Familiengruppen.
Ihre Reviere, die sie ebenso häufig am Boden wie auch auf den Bäumen abschreiten, markieren sie unablässig mit Hilfe eines stark nach Moschus riechenden Sekrets aus den Afterdrüsen und mit Harn. Auffallend sind ihre nach innen gerichteten Vorderfüße. Diese und die starke Behaarung der Fußsohlen erleichtern die Fortbewegung auf schmalen Ästen erheblich. Die Behaarung dient gewissermaßen als Griffpolster und gewährt vorzügliche Hafteigenschaften gerade auf feuchten Ästen. Ferner fungiert sie als Wärmeisolator auf verschneitem oder vereistem Grund. Kleine Pandas sind wahrlich geschickte, ja akrobatische Kletterer.
Die Tiere sind eher „maulfaul“, außer einigen zwitschernden, quiekenden und pfeifenden Verständigungslauten hört man eher wenig von ihnen. Bei Gefahr suchen die rotbraunen Säuger unzugängliche Felsspalten oder Baumwipfel auf. Ist es für die Flucht zu spät, stellen sie sich auf die Hinterbeine, was sie zum einen imposanter erscheinen lässt und ihnen zum anderen die Möglichkeit eröffnet, mit den rasiermesserscharfen Krallen der Vorderpfoten nach Bärenart Prankenhiebe auszuteilen, die durchaus erhebliche Wunden verursachen können. Man sieht, die niedlichen Katzenbären sind zwar friedliebend, jedoch keine hilflosen „Plüschgeschöpfe“ und wissen sich bei Bedrohung durchaus zu wehren.

Foto: Fritz Pölking
Der Kleine Panda scheint derzeit zumindest nicht unmittelbar bestandsgefährdet zu sein, wenngleich man ihm - wie seinem noch selteneren schwarz-weißen Namensvetter - Schutz durch das Washingtoner Artenschutzabkommen zubilligt und man keinesfalls von stabilen Populationen sprechen kann. Es existieren keine zuverlässigen Zahlen über den schwer einzuschätzenden Gesamtbestand, man kann aber davon ausgehen, dass die Tiere schon aufgrund der kleinen Nachkommenzahl und der starken Nahrungsspezialisierung keine entscheidenden Veränderungen ihrer Lebensräume verkraften. Dies mag man leicht vergessen, wenn man die goldigen „Knuddelbären“ mit den runden, fragenden Gesichtern und den charakteristischen Knopfaugen fasziniert in Tierparks beobachtet. Dabei handelt es sich eben nicht um Steiff-Tiere sondern um hochspezialisierte Säuger, deren Bestandserhaltung uns ein echtes Anliegen sein sollte. Immerhin scheinen sie ein wenig von dem intensiven Schutz, den der Große Panda mittlerweile genießt, zu profitieren. Die Lebensräume beider Arten überschneiden sich nämlich teilweise.

Foto: Dr. Stephan Roscher
Hoffen wir, dass der Mensch die Biotope und Reviere der hübschen Katzenbären weitestgehend unangetastet lässt, damit wir die possierlichen Tiere nicht bald lediglich noch in Zoologischen Gärten vorfinden.